CES

Neues 3D-Soundformat bei Disney+: Entwickler widersprechen LG

Der TV-Hersteller hatte verkündet, dass seine kommenden Fernseher den neuen "IMAX Enhanced"-Audiocodec unbehandelt ausgeben. Das ist aber nicht korrekt.

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(Bild: heise online / Nico Jurran)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Zum Start der CES hatte LG angekündigt, dass seine kommenden TV-Modelle erstmals nach dem Programm „IMAX Enhanced“ zertifiziert sind- und damit unter anderem in der Lage sein werden, ein neues 3D-Audiostreamingformat aus dem Hause DTS auszugeben, das der Videostreamingdienst Disney+ künftig nutzen will und das Dolby Atmos klanglich deutlich überlegen sein soll.

Überrascht hatte LG dabei jedoch mit der Aussage, die Audio-Ausgabe am TV über dessen HDMI-Rückkanal eARC technisch anders zu lösen als Sony, Philips und Sharp bei seinen bereits IMAX-Enhanced-TVs. So gaben verschiedene Vertreter des TV-Herstellers auf mehrfache Nachfrage von c’t übereinstimmend an, dass der neuen Audiocodec (der offiziell den Namen „DTS:X for Streaming“ trägt) unbehandelt durchgereicht wird. Dies hätte zur Folge gehabt, dass Nutzer für die Wiedergabe einen Audio/Video-Receiver mit passendem Decoder benötigt hätten. LG selbst gab an, nur die Tonausgabe auf seinen ebenfalls IMAX-Enhanced-zertifizierten Soundbars zu garantieren.

Da diese Herangehensweise ungewöhnlich radikal erschien, nutzte c’t die Gelegenheit, auf der CES bei der DTS-Mutter Xperi, die IMAX Enhanced zusammen mit dem Kinobetreiber IMAX aus der Taufe gehoben hatte, nachzufragen. Und siehe da: Laut Xperi wird sich entgegen den Angaben von LG die Tonausgabe im Endeffekt nicht von der Lösung unterscheiden, die die anderen TV-Hersteller nutzen.

Im Ergebnis bedeutet dies: Auch die kommenden LG-TVs geben DTS:X for Streaming nicht unbehandelt aus – und diese Lösung ist auch generell bis auf Weiteres nicht geplant. Stattdessen bedient sich IMAX Enhanced jeweils eines Kniffs bedienen, um Abwärtskompatibilität zu erhältlichen Audio/Videoreceivern beziehungsweise Soundbars herzustellen. So transkodiert der Fernseher den Streamingcodec in ein Format, das jeweils den Fähigkeiten des angeschlossenen Ausgabegeräts entspricht.

Schließt man einen IMAX-Enhanced-zertifizierten AV-Receiver oder eine entsprechende Soundbar an, erhält diese das 3D-Soundformat DTS:X mit zusätzlichen Metadaten, die beispielsweise ein spezielles Bassmanagement erlauben. Hat man ein DTS:X-taugliches Wiedergabegerät, so kommt auch HDMI-eARC DTS:X heraus. Beherrscht der AV-Receiver DTS-Mehrkanalton oder -Stereoton, so erhält er diesen. Laut Xperi wird es auch keine Konfiguration geben, bei dem der Fernseher stumm bleibt. Eine Erklärung, wieso LG dies so nicht kommuniziert, hat Xperi nicht.

Für die Besitzer aktueller DTS-tauglicher Hardware sind dies natürlich erfreuliche Nachrichten. Sie können sich zudem darüber freuen, dass die IMAX-Enhanced-Zertifizierung allgemein ein DTS-Passthrough einschließt. Schließt man also beispielsweise einen Blu-ray-Player an einen HDMi-Eingang des TV an, so kann man den von diesem angelieferten DTS-Ton über HDMI-eARC ausgeben lassen. In der Vergangenheit war dies bei LG-Fernsehern einiger Modelljahre möglich, bei anderen hingegen nicht.

Schließlich könnte es künftig die Möglichkeit geben, über externe Streamingplayer den neuen Audiostreamingcodec in vorhandene AV-Receiver und Soundbars zu bekommen. Auf Nachfrage erhielten wir bei der Frage nach dem aktuellen Apple TV 4K als möglichen Zuspieler zwar nicht mehr als ein breites Grinsen, Xperi selbst brachte darauf aber allgemeine aktuelle Konsolen ins Spiel, die ausreichend Rechenleistung hätten, um das angesprochene Transkoding zu bewerkstelligen. Zu denken ist hier an Microsofts Xbox Series und Sonys PlayStation 5, auch wenn Xperi diese nicht namentlich nannte. (nij)