Open RAN: Telefónica O2 setzt in Landsberg auf Samsung 

Telefónica Deutschland nimmt in Bayern einen Antennenstandort mit Open RAN in den Live-Betrieb – erstmals auch mit Technik von Samsung.​

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Nahaufnahme eines grauen Kastens mit herausführenden Kabeln, der Mobilfunk-Hardware von Samsung enthält.

Open RAN mit Samsung-Hardware im Netz von O2.

(Bild: Telefónica Deutschland)

Lesezeit: 3 Min.

Telefónica Deutschland hat im Mobilfunknetz von O2 einen ersten Antennenstandort mit Open RAN und Technik von Samsung in Betrieb genommen. Für den südkoreanischen Ausrüster ist das sein Debüt in einem kommerziellen Netz in Deutschland, teilten die Unternehmen am Donnerstag mit. Die Antennen stehen im bayerischen Landsberg am Lech, weitere sollen in der Region folgen.

In Landsberg setzt Telefónica Deutschland auf ein virtualisiertes Funkzugangsnetz (vRAN) sowie Hardware und Antennen von Samsung. In Landsberg stellt die Technik LTE und 5G auf Frequenzen zwischen 700 Mhz und 3,6 GHz zur Verfügung. Seit Oktober 2023 testen die Partner die neue Technik, die nun live ins Netz gegangen ist. In den kommenden Monaten sollen sieben weitere Standorte in der Region folgen.

Im nächsten Schritt will O2 auch eine Netzwerk-Automatisierung von Samsung einführen. Mit der Software kann Telefónica die Lebenszyklen der Technik – von der Bereitstellung über den Betrieb bis hin zur Wartung – steuern. Zudem können damit tausende Mobilfunkstandorte parallel konfiguriert werden.

"Wir machen einen weiteren großen Schritt bei unserer Open-RAN-Entwicklung", sagte Mallik Rao, CTO von Telefónica Deutschland. "Open RAN ist ein Baustein, der uns dabei helfen kann, unser Netz stärker zu automatisieren, neue Updates schneller einzuspielen und Netzkomponenten flexibler einzusetzen."

Bei Open RAN kommen Anwendungen von verschiedenen Zulieferern und mehr Standard-Hardware zum Einsatz, Netzkomponenten werden in der Cloud virtualisiert. Open RAN verringert die Abhängigkeit eines Netzbetreibers von den klassischen Ausrüstern wie Ericsson und Nokia mit ihren geschlossenen Systemen und langfristigen Serviceverträgen. Auch im Hinblick auf Ersatz für den politisch in Ungnade gefallenen Marktführer Huawei ist Open RAN eine Option.

Alle großen Netzbetreiber testen Open RAN an einzelnen Standorten. Bei Telefónica Deutschland läuft parallel ein Test in Offenbach mit Technik von Ericsson. Auch die Telekom hat ein paar Antennen im Live-Betrieb und will das in den nächsten Jahren ausbauen. Vodafone betreibt auch in Deutschland erste Tests und hatte zuletzt angekündigt, in Rumänien mit Open RAN in den Produktivbetrieb zu gehen.

Der Neuling unter den deutschen Netzbetreibern setzt für sein 5G-Netz vollständig auf Open RAN. 1&1 baut sein Mobilfunknetz zusammen mit dem Rakuten-Konzern, der bereits ein Open-RAN-Netz in Japan betreibt. Bisher sind allerdings erst ein paar Standorte ausgebaut. Darüber hinaus versorgt 1&1 seine Kunden dank eines Roaming-Abkommens, das derzeit noch mit O2 besteht und im Sommer zu Vodafone wechselt.

Samsung spielt als Netzausrüster in den deutschen Mobilfunknetzen bisher keine Rolle, ist international aber alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. "Samsung setzt mit seinen innovativen vRAN- und Open RAN-Fähigkeiten neue Maßstäbe für Spitzenleistungen in der Telekommunikationsbranche", erklärte Junehee Lee, Executive Vice President von Samsungs Netzwerksparte. Die Koreaner sehen in Open RAN auch eine Gelegenheit, den drei Platzhirschen Huawei, Ericsson und Nokia Marktanteile abzunehmen.

(vbr)